Chronischer Schmerz - Bedeutung und Behandlung
Um sich mit der Behandlung chronischer Schmerzen beschäftigen zu können, ist es sehr wichtig, sich zunächst einmal Gedanken über die Bedeutung des Schmerzes zu machen.
Seit den 60er Jahren besteht ein medizinisch wissenschaftliches hohes Interesse an der Erforschung des Schmerzes, so dass sogar eine eigenständige Disziplin daraus entstanden ist. Es werden zum Verständnis verschiedener Schmerzformen unterschiedliche Modelle herangezogen.
Derzeit vertritt die Medizinische Schmerzmedizin ein Konzept, das eine relative Betrachtung des Schmerzes als Reaktion auf Verletzungen sieht. Alle kennen einen akuten Schmerz nach Verletzungen, viele aber auch chronischen Schmerz in seiner Vielgestaltigkeit z. B. als wiederkehrenden oder anhaltenden Kopfschmerz, Rückenschmerz u. ä.
Der Schmerz ist nicht eine passive Reaktion auf eine Verletzung, es ist eine vielgestaltige Reaktion des gesamten Organismus „Schmerz“.
Dabei zeigt sich, dass es nicht nur eine Frage äußerer Einwirkungen ist, sondern auch dass der Organismus als ganzes den Schmerz und die Schmerzwahrnehmung mitgestaltet oder sogar selbständig hervorbringen kann.
Dies bedeutet, dass der Schmerz nicht nur ein sensorisches, also durch Sinne wahrgenommenes Phänomen sondern auch kognitiv, d. h. durch geistige Kräfte und affektiv, d. h. durch emotionale Kräfte bzw. Dimensionen gestaltet wird und somit neben somatischen (körperlichen) auch psychischen (seelische) und sozialen (Umwelt) Einflüssen unterliegt. Man kann einen so genannten akuten, unmittelbar z. B. durch eine Verletzung bestehenden Schmerz von einem chronischen, anhaltenden Schmerz, der nicht mehr unmittelbar an ein schädigendes Ereignis gekoppelt ist, unterscheiden.
Unter Berücksichtigung dieser Betrachtungsweisen spricht man heute von einem sogenannten somato-psychisch-sozialen bzw. bio-psycho-sozialen Schmerzmodell.
Aufgrund dieser verschiedenartigen Betrachtungsweise des Schmerzes in verschiedenen Dimensionen, folgt logischerweise auch eine mehrdimensionale Ansatzweise hinsichtlich der Therapie.
Daraus folgt aber auch, dass die Wissenschaft selbst in ihren verschiedenen Disziplinen das Schmerzmodell begreift, und somit auch verschiedene Disziplinen in der Schmerzforschung miteinander bzw. zueinander in der Betrachtung treten. Zu diesen verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen gehört die Biochemie, Physiologie, Medizin, Psychologie, Soziologie, Ethnologie und Theologie.
Die Therapie muss sowohl biologische, psychische als auch soziale Dimensionen des Schmerzmodells berücksichtigen.
Praktisch bedeutet dies, dass neben der Diagnostik (Ursachenforschung) geeigneten Medikamenten, Bewegungstherapie, physikalische Behandlung auch umfassende Kenntnisse über die Schmerzentstehung und deren chronifizierenden Mechanismen auf der Körper-Seeleebene vermittelt werden müssen. Nicht zuletzt ist es wichtig auf die psychischen Einflüsse der Schmerzwahrnehmung einzugehen und zu behandeln.
All dies erfolgt in einer komplexen psycho-physischen Behandlung.